GTA 6 Trailer-Analyse: Gator Trappers, Brazilian Buttlifts, Tom Petty, Lowriders, Florida Man und Liebe (2024)

Vermutlich hat es jeder mitbekommen: Der GTA-6-Trailer ist da und bestätigt zahlreiche Gerüchte. Den Release 2025, den Schauplatz in Südflorida, Miami, und die dem Dade-County nachempfundene fiktive Stadt - nennen wir sie Vice City im Bundesstaat Leonida. Der Trailer ließ durchblicken, dass es wie in GTA 5 offenbar eine Karte ist, die neben der Stadt auch die ländlich(eren) Ecken umfasst - in dem Fall die Everglades mit ihrem Südstaaten-Charme und offenbar auch zumindest einen Teil der Keys. Das Konzept scheint sehr ähnlich zu sein wie bei GTA 5 - eine komprimierte Version des Vorbildes. Der Ocean Drive in Miami ist klar auszumachen.

"Love Is A Long Road" setzt die Stimmung

Damit ist die Szene gesetzt für Lucia und Jason. Deren Hintergrundgeschichte war in groben Zügen schon durchgesickert. Lucia ist offenbar vorbestraft, trägt eine elektronische Fußfessel und schlägt sich mit Raubüberfällen durch. Für GTA 6 dann offenbar mit einem Partner, der Jason heißen soll und offenbar wird es auch romantisch; Tom Pettys "Love Is A Long Road" sollte den Hinweis geben und man hat das Gefühl, dass auch "Into The Great Wide Open" gespielt werden wird. So wird man dann Spirituosen-Läden, Rentner und Steuerflüchtlinge in Südflorida um ihr sauer verdientes Geld bringen. Der Trailer konzentrierte sich etwas mehr auf Lucia ... ein Vorzeichen? Früher hatte GTA Distrikte, die erst später freigeschaltet werden konnten. Das wurde dann abgeschafft, aber über die Fußfessel könnte man die Bewegung des Spielers zum Start einschränken.

Die Szene scheint Rockstar Games einmal mehr gekonnt eingefangen zu haben. Was teils etwas überzogen wirkt, ist in Südflorida gar nicht mal viel Satire. Alligatorenfarmen sind ebenso üblich wie der leichte Redneck-Charme der Everglades, wo mitunter in Mobile Homes auf Camping-Plätzen gehaust wird und Schlagzeilen mit "Florida Man" beginnen. Das gehört zu Südflorida ebenso wie Schaulaufen am Ocean Drive, mit dem nagelneuen Brazilian Buttlift, und Fahrzeugen, die quasi nur aus glänzenden "Rims" bestehen. Müsste man raten, wird - auch wegen der starken Latino-Kultur in Südflorida - Lowriding ein Thema sein. Dem gegenüber steht quasi als Gegengewicht auch die eine oder andere perfekte "White-Trash"-Szene samt "Thrilbilly Mudclub". Es ist im Moment gewagt, aber auch ohne Chefautor Dan Houser scheint man am Konzept der überspitzen Darstellung des modernen Amerikas festzuhalten.

Sind die Animationen und Haare das Highlight?

Optisch schaut das Spiel - soweit man das von einem Trailer sagen kann - gut aus. Man würde ja ohnehin eine leichte Evolution der Rage-Engine erwarten, die in Red Dead Redemption 2 zum Einsatz kommt; und das ist bisweilen wunderhübsch. Man darf sich wohl schon auf ein typisches Südflorida-Nachmittagsgewitter freuen. Ansonsten wird logischerweise geschickt mit der Beleuchtung gespielt. Schon RDR 2 sah teils unglaublich gut aus, wenn man zum Beispiel an die Sümpfe denkt. Das Meer scheint ein Upgrade bekommen zu haben - das türkisfarbene Wasser hat eine hübsche Gischt samt Algen und wirkt einladender als der Pazifik in GTA 5, die Charaktermodelle wurden verbessert und insbesondere die Haare stechen heraus.

Am Ende muss das ganze Konstrukt aber auch auf der aktuellen Konsolengeneration laufen, weswegen gezielte Verbesserungen der RDR-2-Engine naheliegend sind. Wie etwa die schon vor einiger Zeit spekulierten neuen Animationen. Und die sind - mit Verlaub - nicht schlecht. Ob der Strand auf den Konsolen dann doch so viele NPCs haben wird, das sind die Details, die zu klären sind. Bei einem Trailer will man sich aber vielleicht noch nicht final zur grafischen Finesse äußern, denn gezeigt wird natürlich Material, um das Spiel zu bewerben. Und das klappt gut; bis hierhin sieht es nach einem ordentlichen Upgrade der Engine aus.

Generell hat GTA 6 den typischen Rockstar-Games-Look der Serie und warum sollte man daran etwas ändern? Es ist sehr erfolgreich und GTA 6 scheint die Gewichtung weiter Richtung Realismus zu verschieben. Trailer-Analysen interpretieren bereits wild in jede Szene eine Geschichte. Auffällig ist der kräftige Einsatz von Social Media - das könnte eine große Rolle im Spiel bekommen. Kameras sind einfach an jeder Ecke. Ebenso wird aber vor allem die Szene gesetzt für einerseits eine Kampagne und andererseits eine große, offene Spielwelt (die im Trailer größer als Los Santos wirkt) mit vielen möglichen Aktivitäten, die dann auch die Grundlage für den ökonomisch sehr wichtigen Online-Modus bildet. Die vielen Aktivitäten zeichnen GTA aus; im Gegensatz zu Red Dead Redemption, das rein Prinzip-bedingt nicht die Vielfalt haben konnte und das merkte man im Online-Modus, aber auch in der Kampagne. Eine Ballonfahrt war da schon das Highlight an Abwechslung, was das Jahrzehnt zulässt.

In GTA 6 wird es das volle Unterhaltungsprogramm geben. Speedboats, Wasserflugzeuge und wer weiß, was Rockstar noch einfällt. Naheliegend sind Kurierflüge nach Kolumbien als Nebenquest. Zum Schluss das Wichtigste: Weazel News ist wieder an Bord. Manch einer sagt, die Nachrichten waren der beste Teil von GTA 5. Und jetzt am besten Wild Things schauen und ein Pißwasser Nein öffnen - für den Vibe.